SUBJEKT vs. OBJEKT (im sexuellen Kontext)
Und warum ich beides bin – ganz bewusst.
30.04.2025
ich habe gestern eine Story abgesetzt, in der ich schrieb, dass wir Frauen uns in unserer Sexualität selbstbestimmt als erotisches Objekt instrumentalisieren sollten, darauf kam eine Antwort von einer Freundin, dass wir besser keine Objekte sind, sondern als Subjekt begehrt werden sollten.
Da mag ich gern drüber schreiben, denn das Schreiben über bestimmte komplexe Themen geht viel tiefer und vielschichtiger, als wenn ich nur darüber nachdenke. Und natürlich philosophiere ich auch noch mit meiner Freundin darüber 😉
Dazu schau ich mir erstmal die Worte Subjekt und Objekt an, was bedeuten diese:
Subjekt:
Ich bin aktiv. Ich will. Ich wähle. Ich entscheide.
Beispiel: Ich schaue dich an und will dich.
Objekt:
Ich werde gesehen. Ich werde begehrt. Ich wirke.
Beispiel: Du schaust mich an und willst mich.
In der Sexualität kann das fließend sein:
Du kannst heute Subjekt sein – die, die will.
Und morgen Objekt – die, die gewollt wird.
Oder beides gleichzeitig.
Der Punkt ist:
Wenn du selbst entscheidest, wie du dich zeigst und wem du dich zeigst, dann ist auch das „Objektsein“ ein Akt von Macht, nicht von Ohnmacht.
Ich glaube, dass wir Frauen durch das Spannungsfeld, welches sich durch (unter anderem) sexueller Aufklärung, Mee-Too, Emanzipation der Frau und dem Feminismus (ein Glück!!) in dem verstaubten patriarchalen System aufgetan hat, manchmal zu extrem das „Objekt“ verurteilen.
Und ich kann es absolut verstehen und bin ja selbst eine Frau, die die Objektifizierung der Frau verurteilt. Ich bemerke aber auch, dass dieses extreme „Nein, ich bin kein Objekt, denn das bedeutet, dass ich nur ein Spielball bin und nicht selbst entscheiden kann“ auch dazu führt, dass ich nicht mehr „spiele“.
Und spielen ist im sexuellen Kontext aber extrem wichtig. Wenn ich in meiner Position der Ablehnung des „Objekts“ (welches ich nun doch auch immer mal wieder BIN) zu sehr verharre, dann bin ich nicht mehr flexibel und geschmeidig.
Offen, neugierig, mit meinen Rollen spielen, mir meiner Selbst bewußt sein, dabei auch immer forschend bezüglich meiner Gefühle und Erregungskurven- dafür plädiere ich.
Manche Dinge tue ich vielleicht aus einer gewissen Überzeugung, aber sind diese Dinge auch die Dinge, die ich wirklich, wirklich fühle und will? Oder darf ich mich auch von meinem Körper leiten lassen? Von einer Erregung, die nicht meinen sonstigen Werten entspricht?
Stell dir vor, du ziehst dich für dich selbst oder deinen Partner sexy an, posierst, machst vielleicht sogar erotische Fotos – nicht, weil du gefallen musst, sondern weil du Lust daran hat, zu gefallen und dich begehrenswert zu fühlen. Du inszenierst dich als Objekt des Begehrens – aber auf DEINE eigene Art, in DEINEM eigenen Rhythmus und für DEINE eigenen Zwecke.
Du bleibst dabei Subjekt – denn du entscheidet selbst, wie, wann und für wen du zum Objekt wirst. Du spielst mit der Rolle des „Objekts“, um Lust, Spannung oder Macht zu erzeugen. Das ist keine Unterwerfung, sondern ein bewusst gewählter Ausdruck sexueller Freiheit.
Natürlich muss ich in diesem Zusammenhang auch die gefährliche Seite der Objektifizierung ansprechen. Wenn Frau sich nur noch an ihrer Objektqualität, also an ihrer Außenwirkung orientiert, d.h. sich dem männlichen oder gesellschaftlichen Blick und Anforderungen, was „sexy sein“ bedeutet, unterwirft.
Dann entfernt sich Frau von ihrem wahren Selbst und zwar in allen Schichten der Persönlichkeit. Dann entwertet sie sich als Subjekt. Das ist NICHT gemeint!
Manchmal ist Frau aber auch so gefangen in diesem Zustand, dass sie nicht erkennt, was denn nun ihre Lust und ihr Begehren beeinflusst.
Die Sexualität kann dafür ein herrlicher Raum sein, ein erotischer Raum, in dem sie sich ausprobieren darf, mit den Rollen spielen kann und sich dadurch Lust verschafft. Und nicht nur Lust, sondern auch weitere Anteile von sich erforschen darf. Sie kann über diesen Raum ihre Persönlichkeit, ihre Stärken, Schwächen, Werte, Gefühle, Sehnsucht……erforschen und weiterentwickeln, dahingehend entwickeln, dass sie wirklich alle Anteile von sich beachtet und anerkennt.
Das ist tatsächlich mein Weg, ich möchte ALLE Anteile von mir (besonders die, die durch falsche Beziehungsvorbilder meiner Eltern in den Schatten, in meinen Keller vertrieben wurden) kennenlernen, anerkennen und integrieren. Ich glaube sogar, dass ich dafür auf der Welt bin, diese kennenzulernen, zu integrieren und dann damit MEINEN Weg gehen darf.
Ich bin der festen Überzeugung, dass der Weg über die Sexualität und auch über das Körperbild, (welches wir von uns haben und ändern dürfen) ein großer Katalysator für Persönlichkeitsentwicklung sein kann. Denn viele Schatten liegen in der Sexualität verborgen. Kein Wunder, eine große Scham (der Gesellschaft) hat uns als Kind von unserer kindlichen Lebendigkeit und Sexualität abgehalten, wir konnten uns nicht ausprobieren und dann kamen die Bilder der Gesellschaft und Kultur dazu, die uns in etwas hineinzwangen, was vielleicht so gar nicht unserem Wesen entspricht und welches wir doch denken leben zu MÜSSEN.
Kennst du dieses Spannungsfeld auch?
Schreib mir. Ich liebe den Austausch. 💬💜
LebensLustige Grüße Ela